26. April, 20 Uhr: DRUCKREIF

DRUCKREIF
Die Renaissance der Printmagazine
Nadja Wünsche (bella triste) und Lars Brinkmann (GRIMM) im Gespräch über die Situation unabhängiger Printmagazine in Deutschland.
Moderation: Christina Mohr und Kai Staudacher

Printmagazine sind im Trend. Diese Diagnose darf im Jahre 2012 durchaus überraschen. Denn seit sich das Internet als fester Bestandteil der alltäglichen Lebenswelt etabliert hat, werden die Apologeten der digitalen Blogosphäre nicht müde, in verlässlicher Regelmäßigkeit den endgültigen Niedergang des gedruckten Wortes herbeizuschreiben. Ein Blick auf die Auslage des nächsten Zeitschriftenladens jedoch zeigt: Von Begräbnisstimmung keine Spur. Kein Monat vergeht, an dem nicht neue Magazine um die Leser buhlen.

Neben den erwartbaren Spin-Offs einschlägiger Großverlage hat sich im Printsektor eine junge, eigenständige Szene etabliert, die dem Bildschirmflimmern hochwertige Farbdrucke und dem Aktualitätszwang der Blogs eine radikale Entschleunigung entgegensetzt. Die Entscheidung, im Zeitalter grenzenloser Reproduzierbarkeit auf das vermeintlich altmodische Medium Papier zu setzen, ist dabei keinem Retro-Trend geschuldet. Sie ist ein Glaubensbekenntnis an den immanenten Wert von Texten und Bildern, an ein Gesamtkonzept, das in einem langen und oft mühevollen Prozess so lange reift, bis es die materielle Vervielfältigung verdient.

Die Vertreter von zwei der interessantesten Publikationen der letzten Zeit sind nun in der Reihe text&beat zu Gast, um ihre Arbeit vorzustellen.
Nadja Wünsche ist Redakteurin des Magazins bella triste. Was vor einer guten Dekade als studentisches Experiment begann, hat sich heute als eine der wichtigsten Zeitschriften für junge Literatur etabliert und würde kürzlich mit dem renommierten Kurt-Wolff-Preis ausgezeichnet. Lars Brinkmann hat sich in jahrzehntelanger Arbeit als stilsicherer und kompromissloser Autor für Magazine wie Intro und Spex einen Namen gemacht. Weil er dabei nie eine Redaktion vorfand, die seinen Vorstellungen entsprach, sah er sich gezwungen, eine eigene zu gründen. Seitdem produziert Brinkmann GRIMM ein inhaltlich wie optisch atemberaubendes Gesamtkunstwerk zwischen Zeitschrift und Graphic Novel. Bei text&beat sprechen Wünsche und Brinkmann über die auratische Haptik des Papiers, den Geruch von Druckerschwärze und die Möglichkeiten, mit wenig Geld aber viel Leidenschaft ein Produkt herzustellen, das bleibt.

Idee & Organisation: Christina Mohr, Kai Staudacher, Benjamin Seibel
Eintritt: 6,- / ermäßigt 4,- // Tanzboden open end